96. Grundschule Dresden
Der Schulhof der 96. Grundschule Dresden befindet sich im Stadtteil Gruna. Etwa 220 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule. Besonderheit der Grundschule ist das zirka 44 Schüler integrative Schulklassen besuchen.
Vorsituation
Der Schulhof war ehemals großflächig durch eine Asphaltdecke versiegelt. Der Grünanteil der Pausenfläche bestand nur aus einigen Hochbeeten mit wenigen Bäumen sowie einer ebenen Rasenfläche nordwestlich der Turnhalle. Dies entsprach dem damaligen pädagogischen Wunsch nach Übersichtlichkeit in den Pausen. Das Gelände bot den Schülerinnen und Schülern während der Pausenzeiten nur eingeschränkte Möglichkeiten des Aggressionsabbaues, individueller Erholung und Lernmöglichkeiten. Dies hatte zur Folge, dass keine Rückzugsbereiche vorhanden waren, sowie Sitz- und Ruhebereiche in verschiedener Ausstattung fehlten. Durch den hohen Grad der Versiegelung mit Asphaltflächen wurde das Aggressionspotential gefördert und deren Austragung zwischen den Kindern untereinander begünstigt. Durch die monostrukturelle Pflanzung bestand kein Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere. Die Möglichkeit der Vermittlung von Naturerfahrung war bislang kaum gegeben.
Ende des Jahres 1999 begann über den sächsischen Schulgartenbeirat der Kontakt mit Herrn Simonsen.
Durch die Größe des Schulgeländes von 25.000 m², einschließlich Bebauung und Sportplatz, ergab sich für die Umgestaltung die Notwendigkeit zur Konzentration auf einen Teil der Anlage, der sowohl zentral liegen und als auch den ständigen Nutzungsmöglichkeiten der Pausen und der Freizeit dienen sollte. Das größte Potential der Umfeldverbesserung hatte dabei die in Höhe der Hauptzufahrt liegende asphaltierte Schulhoffläche. Dazu war zuerst eine großflächige Entsiegelung notwendig.
Die Raumgliederung des neuen Schulhofes wird durch eine abwechslungsreiche Geländemodellierung erzeugt. Eine Hügelkette mit Burgberg und Kriechtunnel bildet mit der Wildstrauchhecke zur Straße hin den räumlichen Abschluss dieses Hofbereiches. Die Pflanzvakuole im Zentrum des Hofes hebt sich von dem umgebenen Gelände ab und integriert zwei der ehemaligen Hochbeete. Weiterhin unterteilt die Pflanzvakuole den Hof in zwei Hauptspielräume. Zur Verbindung der Spielbereiche überquert eine Weidenbrücke diesen Bereich.
Beim Schulhof der 96. Grundschule wurden nachstehende Elemente in den einzelnen Erlebnisräumen geplant.
Erlebnisräume für Ruhe und Kommunikation
- Sitzbereiche unter vorhandenem Baumbestand im Schatten, am Burgberg und der Freiluftarena laden zur Entspannung und ungestörten Begegnungen ein.
- Spielgeräte fördern durch gemeinsame Aktivität die Kommunikation und das Verständnis untereinander.
Erlebnisräume für Kreativität und Kunst
- Der Ein- und Ausgang des Kriechtunnels wird durch eine kreative Gestaltung als Tierkopf zum Kunstobjekt.
- Die Freiluftarena bietet Platz für Theateraufführungen, Klassenzimmer im Freien und für Schulfeste.
Erlebnisräume für Spiel und Bewegung
- In der Waldschlucht befindet sich ein Hohlweg als Zugang zum Burgberg mit Sandsteinstufen. Die Burg ist der höchste Punkt der Hügelkette und lädt zum erobern und erkunden ein. Eine „Eroberung“ ist über die Freiluftarena möglich.
- Der Kriechtunnel, als Bestandteil des Erdreiches, regt zum Bewegungsspiel an und ist ein zusätzlicher Durchgang zum Sportplatz.
- Über die Weidenbrücke ist ein schneller Wechsel zwischen den beiden Hauptspielräumen gegeben.
Erlebnisräume für Naturerleben und Artenschutz
- Eine große Vielfalt an heimischen Wildstauden und Gehölzen regt zu Betrachtungen und Entdeckungen an. Nebenbei kann spielerisch Artenkenntnis erlangt werden.
- Durch die artenreiche Pflanzung werden Lebensräume für heimische Insekten, Vögel und Kleinsäuger geschaffen und entwickelt. Sie nutzen das Angebot als Futterquelle und Nistplätze. So wird die Hügelkette beispielsweise mit verschiedenen Gehölzen bepflanzt und erhält zusätzlich eine Wildblumeneinsaat.
- In der Naschecke sind eßbare Fruchtsorten und Kräuter zusammengefaßt und laden zum kennenlernen und kosten ein.
- Durch das Zusammenspiel von Stauden und Gehölzen, unterschiedlichster Höhe und Blütezeit, wird die Dynamik und Entwicklung natürlicher Lebensabläufe deutlich. Es entstehen immer wieder neue Bilder, die es zu entdecken gilt.
- Das Insektenhotel sowie Vogelhaus und Nistkästen bieten Möglichkeiten von Naturbeobachtungen.
- An Sonnenuhr und Windrose werden Himmelsrichtungen und die Wanderung der Sonne verdeutlicht.
Zur Unterrichts-, Hort- und Pausengestaltung wurde ein Ort geschaffen, der kindgerecht und naturnah ist. Den Kindern wird es somit ermöglicht, die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Pflanzen und Tieren kennenzulernen und eine leichtere Beziehung zur heimatlichen Natur zu entwickeln. Dieses Auseinandersetzen mit den heimatlichen Pflanzen und Tieren, sowie das Erleben und Begreifen von Naturphänomenen, ist grundlegendes Fundament für die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten und gesunder Persönlichkeitsentwicklung.
Umsetzung und Nutzung
Ein wichtiger Punkt für die Achtung der neuen Anlage ist die Einbeziehung der Kinder schon in den Bauablauf. Schüler und Eltern halfen bei Pflanzarbeiten und einfachen Modellierungen. Außerdem gibt es in jeder Klasse ein „Schulhofprojekt“ umzusetzen.
Zu diesen Schulhofprojekten gehören Nisthilfen für verschiedene Insektenarten, die in einer Insektenwand zusammengefaßt werden. Für die heimatlichen Vögel werden ein Vogelhaus und eine Vogeltränke sowie verschiedene Nistkästen von Schülern der 3. Klasse gebaut.
Eine künstlerische Gestaltung des Ein- und Ausgangs vom Kriechtunnel wurde von Schülern der 4. Klassen übernommen. Desweiteren haben die Erstklässler eine Windrose im vorderen Schulhofbereich angelegt und diese mit Kieselsteinen gestaltet.
Projektleitung: Michael Simonsen, Simonsen Freianlagen (Dresden)